Zeitung: Türkei laut US-Depeschen in CIA-Gefangenentransporte verwickelt

Die Türkei hat offenbar entgegen ihren offiziellen Angaben im Jahr 2002 geheime CIA-Flüge zum Transport von Terrorverdächtigen in geheime CIA-Gefängnisse über den Luftwaffenstützpunkt Incirlik genehmigt.

Washington/Ankara (dts Nachrichtenagentur) - Das gehe aus einer Wikileaks-Depesche der amerikanischen Botschaft in Ankara aus dem Jahr 2006 hervor, die der Zeitung "Die Welt" zugänglich gemacht wurde. Dem Bericht zufolge galt die Genehmigung für Zwischenlandungen solcher Flüge zum Auftanken und wurde erst im Februar 2006 wieder zurückgezogen. Zuvor waren die Flüge öffentlich bekannt geworden, was zu Ermittlungen des Europarates geführt hatte.

In einer als "Secret/Noforn" (geheim, ausländische Staatsbürger dürfen keinen Zugang zum Material erhalten) klassifizierten Depesche der US-Botschaft in Ankara vom Juni 2006 heißt es: "Das türkische Militär hatte uns erlaubt, Incirlik seit 2002 als Auftankstopp für Gefangenentransportoperationen der Operation "Fundamental Justice" zu benutzen, zog diese Genehmigung jedoch im Februar dieses Jahres zurück." Verfasser der Depesche ist der damalige US-Botschafter Wilson, Adressat ist "Gen. Schwartz" - wahrscheinlich der heutige Generalstabschef der Luftwaffe, Norton A. Schwartz, von 2005 bis 2008 Chef des US Transportation Command.

Die Depesche ist ein sogenannter Scenesetter, also Hintergrundmaterial für einen geplanten Besuch des Generals in Ankara am 14..Juni 2006. Die türkische Regierung hatte eine Verwicklung in die CIA-Flüge damals dementiert. Nie habe man an solchen CIA-Aktivitäten teilgenommen, zitierte die Zeitung die damalige Erklärung des Regierungssprechers. Für eine Verwicklung der Türkei in Folterungen, wie damals ebenfalls spekuliert worden war, ergibt sich aus dem Wikileaks-Material bislang kein Anhaltspunkt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.01.2011

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