Zeitung: Wissenschaftler kritisieren Betreuungsgeld scharf

Unmittelbar vor der Anhörung zum Betreuungsgeld im Deutschen Bundestag am Freitag haben 27 renommierte Wissenschaftler das geplante Gesetz in einem gemeinsamen Aufruf in der Wochenzeitung "Die Zeit" scharf kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wir appellieren an die Bundeskanzlerin und die gesamte Bundesregierung, ihre erst vor wenigen Jahren eingeleitete moderne Familienpolitik nicht durch das Betreuungsgeld zu desavouieren", heißt es in dem Beitrag. Die Einführung des Betreuungsgeldes bedeute einen großen "Rückschritt auf dem Wege, Familien- und Kinderpolitik in Deutschland auf die heutigen veränderten Lebensbedingungen zuzuschneiden", schreiben die Professoren. Vor allem für Mütter mit kleinem Einkommen mache die Bundesregierung es mit dem Betreuungsgeld attraktiver, nach der Geburt von Kindern nicht auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.

Gerade für solche Frauen sei eine "kontinuierliche Erwerbsbiografie besonders wichtig", schließlich hänge die Alterssicherung im Wesentlichen davon ab. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass Kinder solcher Eltern von einer guten pädagogischen Kindertagesbetreuung nicht profitieren könnten, schreiben die Wissenschaftler. Das für das Betreuungsgeld eingeplante Geld solle besser für den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren ausgegeben werden.

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören unter anderem die Bildungssoziologin Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, die Familien- und Bildungsökonomin Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Wirtschaftsforscher Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Mehrere Forscher gehören zum wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums oder zur Sachverständigenkommission, die den siebten Familienbericht der Bundesregierung geschrieben hat.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.09.2012

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