Zentralrat der Juden sieht Le-Pen-Erfolg in Frankreich als "alarmierendes Zeichen"

Mit großer Sorge hat der Zentralrat der Juden in Deutschland auf den hohen Stimmenanteil der Kandidatin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen reagiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wenn sich fast jeder fünfte französische Wähler eine rechtsextreme Kandidatin als Staatsoberhaupt wünscht, dann halte ich das für ein alarmierendes Zeichen für uns alle", sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann "Handelsblatt-Online". "Dies als bloßen Wählerprotest darzustellen, verharmlost ein Problem, das auch hierzulande immer größer wird: Die Akzeptanz und Toleranz gegenüber rechtsradikaler Gesinnung im politischen Raum." Für Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy entstehe durch den großen Wahlerfolg Le Pens nun eine "mehr als verzwickte Situation", sagte Graumann weiter.

"Denn im Kampf um jede Stimme könnte es bedeuten, dass er nun im braunen Gewässer fischen muss, um die Mehrheit bei den Stichwahlen am 6. Mai zu erhalten. Wollen wir hoffen, dass er genau diese Angel nicht auslegen wird", sagte der Zentralratspräsident. Graumann hält es zudem für ein "beängstigendes Signal", dass weder in Frankreich in Bezug auf Le Pen noch in Deutschland in Bezug auf die rechtsextremen Umtriebe bei der Piratenpartei ein "notwendiger Aufschrei der Bevölkerung" ausbleibe.

"Gerade erleben wir hierzulande doch bei der so liberalen und transparenten Piratenpartei, wie rechte Stimmen und Stimmungsmache ungeahndet bleiben und durch fatale Entschlüsse und naiver Fehleinschätzungen sogar noch unterstützt werden", sagte der Zentralratspräsident. "Hier herrscht keine Durchsichtigkeit, sondern geradezu verheerende Nachsichtigkeit."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.04.2012

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