Zentralrat der Juden zweifelt an Rumänien als EU-Mitglied

Der Zentralrat der Juden hat erhebliche Zweifel an der EU-Tauglichkeit Rumäniens angemeldet.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Hintergrund ist, dass der rumänische Premierminister Victor Ponta seinen Parteifreund Dan Sova diese Woche zum Minister ernannt hat. Sova hatte im März 2012 behauptet, während des Zweiten Weltkrieges sei auf rumänischem Boden "kein Jude zu Schaden gekommen". "Dass ein Holocaust-Leugner in die Regierung aufgenommen wurde, ist schändlich und unmoralisch. Dringend stellt sich daher die Frage, inwieweit Rumänien tatsächlich in der europäischen Wertegemeinschaft angekommen ist", sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann "Handelsblatt-Online". "Die EU und die Bundesregierung sollten der rumänischen Regierung rasch deutlich machen, dass ganz Europa besonders kritisch auf diesen skandalösen Fall blickt", sagte Graumann weiter. Unterschiede der EU-Staaten gebe es ohnehin zu Genüge.

"Bei diesem Thema, der Anerkennung der Shoa und ihrer Opfer, darf es sie jedoch überhaupt nicht geben." Graumann vermutet allerdings weit mehr rechtsextreme Tendenzen in Europa als bisher bekannt. "Eine neue braune Pest scheint sich in einigen europäischen Regierungskreisen breit zu machen", sagte er.

Dass, wie in Rumänien, einem Holocaust-Leugner sogar Ministerwürden zuteilwürden, sei "absolut verantwortungslos und widerwärtig". Graumann warf Rumänien zudem vor, schon viel zu lange Zeit versucht zu haben, den Mythos der Unschuld während der Shoa aufrecht zu erhalten und die eigenen Verbrechen totzuschweigen. "So wurden die knapp 300.000 jüdischen Opfer und 20.000 Opfer der Sinti und Roma verhöhnt und sozusagen noch einmal getötet", sagte der Zentralrats-Präsident.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.08.2012

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