Zentralratschef Graumann fordert rasche Legalisierung der Beschneidung

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat eine rasche gesetzliche Regelung für die rituelle Beschneidung von Jungen in Deutschland gefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wir brauchen ein Gesetz, das die Beschneidung für legitim und legal erklärt", so Graumann gegenüber "Focus". Er habe Briefe an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), alle Fraktionsvorsitzenden und alle Ministerpräsidenten mit der eindringlichen Bitte gesandt, ein entsprechendes Gesetz gleich nach der Sommerpause auf den Weg zu bringen. Bislang habe der Zentralrat nur eine Antwort der Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erhalten, die Zustimmung zu einer Gesetzesinitiative signalisiere.

Durch das Urteil des Kölner Landgerichts, das rituelle Beschneidung von Jungen als Straftat einstuft, sieht Graumann die Religionsfreiheit existenziell bedroht. Sollte sich die Rechtsauffassung des Kölner Landgerichts durchsetzen, sei dies das Ende des jüdischen Lebens in Deutschland: "Dann müssten wir gehen", so Graumann zu "Focus". Das sei "kein rhetorischer Trick".

Er bekomme besorgte Anfragen aus aller Welt: "Was ist eigentlich bei euch los in Deutschland?" Der Kölner Chirurg Omar Kezze, dessen Fall den Beschneidungs-Streit ausgelöst hatte, erwägt, durch eine Strafanzeige einen erneuten Präzedenzfall zu schaffen, der vor dem Bundesverfassungsgericht geklärt werden könnte. "Das möchte ich allerdings nicht allein entscheiden, sondern mit meinem Anwalt und islamischen Vertretern besprechen", sagte Kezze "Focus".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.07.2012

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