Ziegler: Industriestaaten haben im Kampf gegen Welthunger versagt

Der Globalisierungskritiker Jean Ziegler wirft den Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Industriestaaten der Welt "völliges Versagen" im Kampf gegen den globalen Hunger vor.

Genf (dts Nachrichtenagentur) - Im Interview mit "ZDFheute.de" sprach der ständige Berater des UN-Menschenrechtsrats von "struktureller Gewalt" gegenüber Millionen Menschen in den Entwicklungsländern. Als wichtigste Gründe für das "tägliche Massensterben an Hunger" nannte Ziegler die Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel, die Produktion von Agrartreibstoffen und den "Landraub" vor allem in Afrika. "Das durch Hunger verursachte Massaker von jährlich Millionen von Menschen auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt, ist der absolute Skandal unserer Zeit", sagte Ziegler, der am Mittwoch auf dem Internationalen G7-Alternativgipfel in München als einer der Hauptredner zum Kampf gegen Armut und Hunger auffordern will.

Auf die Staats- und Regierungschefs der G7 setzt Ziegler nicht. "Ich glaube nicht, dass Merkel, Hollande oder Obama noch fähig sind, frei zu denken", so Ziegler. "Die haben Ketten im Kopf. Sie glauben an die neoliberale Wahnidee, der zufolge wirtschaftliches Geschehen Naturgesetzen folgt." Ziegler hofft dagegen auf zivilgesellschaftliche Kräfte und ihr Wirken gegen Ausbeutung und Marktradikalismus: "Ich denke, auf dem Alternativgipfel kommen viele Tausend Menschen zusammen, die eine kannibalische Weltordnung stürzen wollen!" Der Schweizer ist Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. Von 2000 bis 2008 war Ziegler erster UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.

Seit Jahrzehnten prangert er Elend, Unterdrückung und Ungerechtigkeit in der Welt an.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.06.2015

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