Zollitsch: Flügelkämpfe innerhalb des Vatikan

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, waren die Flügelkämpfe innerhalb der Weltkirche die größte Belastung für das Ponifikat Papst Benedikts XVI. Zollitsch sagte "Bild am Sonntag": "Die katholische Kirche hat eine große, notwendige Bandbreite, aber es besteht die Gefahr, dass Flügel sich bekämpfen und die Einheit der Kirche nicht mehr im Mittelpunkt steht. Darunter hat Benedikt sehr gelitten, zumal der Pontifex als Brückenbauer die Aufgabe hat, für diese Einheit zu sorgen und die Kirche zusammen zu halten. Das war die große Last seines Pontifikats." Nach den Worten Zollitschs waren die Machtspiele innerhalb des Vatikan aber nicht ausschlaggebend für den Rücktritt Benedikts: "Die Intrigen haben ihm zu schaffen gemacht, aber ich weiß, auch aus Gesprächen mit seinem Privatsekretär, dass sie nicht ausschlaggebend waren. Er hat schon im vergangenen Jahr, an seinem 85. Geburtstag, gesagt, dass die letzte Phase seines Lebens komme. Er hat gespürt, dass seine physischen Kräfte nachlassen." Der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, sieht die Ursachen für den Rücktritt Benedikts auch in den hohen Anforderungen des Amtes: "Vieles war für ihn kräftezehrend, und er hat von Anfang an sicher unter der Last des Amtes gelitten. Schon in seiner ersten Ansprache nach seiner Wahl hat er klar gemacht, dass er sich nicht nach dem Papst-Amt gedrängt hat. Er hat die Wahl als Fallbeil gesehen, hat sie aber als von Gott gesandt und von der Kirche übertragen angenommen." Ackermann hält Benedikts Rücktritt für wichtige Zäsur: "Es ist ein Schritt in Richtung Moderne. Die Möglichkeit eines Rücktritts war bislang ja eher theoretisch. Dass sie Papst Benedikt jetzt in die Tat umgesetzt hat und damit sein Amt nur auf Zeit ausgeübt hat, zeigt eine neue Qualität." Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht Benedikts Amtszeit als großes Pontifikat.

Er sagte "Bild am Sonntag": "Die deutschen Katholiken können sehr dankbar sein, dass sie einen Landsmann auf dem Stuhl Petri erleben durften - und das ganz unmittelbar wie beispielsweise bei seinen Deutschland-Besuchen. Ich bin stolz darauf, dass wir einen Deutschen als Papst hatten und ich bin davon überzeugt, dass Benedikts Amtszeit in wenigen Jahren als großes Pontifikat bewertet wird."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.02.2013

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