Zu Salm: "Keine Zeit für Sterbende in unserer Gesellschaft"

Die frühere Medienmanagerin Christiane zu Salm, die sich zur Sterbebegleiterin hat ausbilden lassen, sieht die Sterbekultur in Deutschland schwinden.

München (dts Nachrichtenagentur) - "Wenn es den Volkstrauertag oder Totensonntag nicht gäbe, hätten wir überhaupt keine Erinnerungskultur mehr", sagte sie der "Welt am Sonntag". An solchen Tagen seien zudem "meist nur alte Menschen" auf Friedhöfen zu sehen. Stattdessen würde sie sich wünschen, dass auch junge Menschen wieder lernten, "das Sterbenmüssen als integralen Bestandteil des Lebens" zu sehen.

Zu Salm, die einst Chefin von MTV Europe und NeunLive war, hat sich vor zwei Jahren zur Sterbebegleiterin ausbilden lassen. Sie kritisiert zudem, "dass wir in einer so reichen Gesellschaft wie der unsrigen so würdelos mit Menschen an ihrem Lebensende umgehen. Sterbebegleitung ist ehrenamtlich. Altenpflege wird schlecht bezahlt", sagte zu Salm weiter in dem Interview. Für Sterbende habe zudem keiner Zeit in unserer Gesellschaft: "Schlecht ist, dass keiner auch nur mal fünf Minuten hat, die Hand eines Sterbenden zu halten", sagte zu Salm. Vor einem Monat hat die 47-Jährige ein Buch veröffentlicht, in dem sie Nachrufe von Sterbenden zusammengetragen hat.

Inzwischen ist das Buch ein Bestseller, doch als sie es in Buchhandlungen vorstellen wollte, hätten alle abgesagt: "Keine wollte so ein Buch präsentieren", sagte zu Salm. "Die wollten lieber Unterhaltung." Ideen für ein neues Projekt hat zu Salm auch bereits: "Ich würde gerne mal mit einer Gruppe von jungen Menschen eine Zeit lang im Altersheim wohnen. Dort gibt es so viele Missstände, die man ohne großen Aufwand abstellen könnte." Sie denke über ein gemeinsames Projekt mit einer Universität nach, sagte sie.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.11.2013

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